Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen
Sprachinselkomitee 2001–2021
Die Herausgabe dieser Publikation
|
VORWORT
Das Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien feiert sein 20-jähriges Bestehen. Diese Jubiläumsschrift soll zum einen an seinen Gründungsgeist erinnern, und zum andern die Geschehnisse beleuchten, die zu dem Bewusstsein geführt haben, dass unsere Sprachinseln nicht nur eine Existenzberechtigung haben, sondern auch ein Recht auf die Verteidigung ihrer Ursprünge und einer sprachlichen Diversität, die ein wertvolles Erbe darstellt.
Das Komitee wurde mit der Zielsetzung gegründet, die kleinen Sprachinseln Italiens miteinander in Kontakt zu bringen, um damit einen Erfahrungsaustausch einzuleiten und, durch die Einheit gestärkt, gemeinschaftliche Lösungen für die Schwierigkeiten zu suchen und geltend zu machen, die zwar alle Bergregionen plagen, für die besondere Realität der kleinen Sprachinseln aber umso schwerwiegender sind.
Sicherlich haben internationale Übereinkommen, die Verfassungscharta oder die Gesetzgebung dem Wunsch nach einem
Zusammenschluss Impulse verliehen, aber fundamental und prägend für die Tätigkeit des Komitees war das starke Identitätsgefühl, das seine verschiedenen Mitgliederseelen vereint, und in Form von verlegerischen Projekten und verschiedenartigen Interventionen bei einschlägigen inländischen und ausländischen Institutionen eine konkrete Umsetzung erfahren hat.
Die Schrift besteht aus einem ersten Teil, in dem die Gründer die Entstehung des Komitees erläutern und auf seine Aktivität, die von ihm herausgegebenen Veröffentlichungen und die verschiedenen durchgeführten Maßnahmen eingehen.
Ein linguistischer Überblick zu den deutschen Sprachinseln und ihren Herkunftsfamilien führt dann in den Teil ein, der
den einzelnen Sprachgemeinschaften und deren Geschichte, Sprache, Bauweise und besonderen Merkmalen gewidmet ist.
Auch wenn die verschiedenen Mundarten zur gleichen Sprachfamilie gehören, haben die Herkunft der Urbevölkerung der einzelnen Sprachinseln, die geografische Lage, der Kontakt mit den dominanten Sprachen bzw. andererseits die Isolation gegenüber der Außenwelt ihre Entwicklung beeinflusst und die Unterschiede geprägt. Um dies zu belegen, wird im letzten Teil des Buches ein Märchen der Gebrüder Grimm von jeder einzelnen Gemeinschaft in die eigene Sprachvariante übersetzt.
Wenn man davon ausgeht, dass jeder Weg und jeder Prozess, sofern er Erkenntnisse mit sich bringt, eine Verbesserung bewirkt, wird diese Publikation hoffentlich dazu beitragen, verstärkte Aufmerksamkeit zu erregen und Impulse nicht nur kultureller Art zu setzen zugunsten des großen Reichtums, den die sprachliche Vielfalt darstellt und die durchaus auch als „europäisches Erbe“ gelten darf.
Abschließend möchte ich allen, die diese Publikation möglich gemacht haben, meinen persönlichen Dank aussprechen, ebenso wie den einzelnen Gemeinschaften für ihre wertvolle Mitarbeit.
Anna Maria Trenti Kaufman
Koordinatorin des Einheitskomitees
der historischen deutschen Sprachinseln
in Italien
Deutsche Fassung herunterladen (red. Auflösung!)
Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen (6,3 MB; red. Auflösung) (6,3 MiB)Rezensionen
September 2023
Manfred Weinhold, Hamburg, über "Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen":
Eile ist geboten, damit ein wertvolles europäisches Kulturgut nicht untergeht. Nachdem 2001 die Europäische Union und der Europarat das Jahr der Sprachen ausgerufen hatten, wurde im selben Jahr das Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln gegründet, dem heute 17 Gemeinschaften angehören, und das von den nördlichen Provinzen und Regionen Italiens formell anerkannt wurde. „Rechtsquelle für die Errichtung des Komitees ist das Staatsgesetz 488/99. (...) Im Sinne des Gesetzes verfolgt das Komitee die Anwendung der staatlichen und internationalen Normen zum Schutze der staatlichen Minderheiten. Das Komitee ist auch Mitglied des CONFEMILI (Comitato Nazionale Federativo Minoranze Linguistiche d’Italia).“ Quelle: Sprachinselkarte
Die heutigen und die ehemaligen Sprachinseln ziehen sich vom Piemont und dem Aostatal im Westen über die Lombardei, das Trentino und Venetien bis hin in die Region Friaul-Julisch Venetien im Osten, deren Besiedlung zum Teil schon vor 1000 Jahren stattfand. Von den Sprachinseln erwähnt seien hier nur das Bersntol (Fersental)/Valle de Móchení im Trentino und Tischlbong (Tischlwang/Timau) in Friaul. Im Fersental ist die eine Seite bereits italienischsprachig, die andere jedoch verwendet umgangssprachlich den uralten bairischen Dialekt. In Tischlbong, wo ebenfalls noch das Urbairische zuhause ist, hat sich die heimische Mundart mindestens ein Dreivierteljahrtausend lang in ihrer ursprünglichen Form erhalten, begünstigt auch dadurch, dass sie keine Verbindung zum Hochdeutschen hatte und auch heute nicht hat. So ist davon auszugehen, dass im Mittelalter in dieser Variante auch in Bayern gesprochen wurde. Bairischen Ursprungs sind ebenfalls die weiteren der im Nordosten Italiens liegenden historischen Sprachinseln, wo hingegen die westlichen Walserdialekte alemannischen Ursprungs sind.
Das Sprachinselkomitee ist wissenschaftlich tätig, nimmt kulturpolitische Aufgaben wahr und setzt sich insbesondere für das Fortleben der angestammten Mundarten ein. Es wäre ein großer, unersetzlicher Verlust, sollten diese Dialekte erlöschen, nur noch archiviert erforscht werden können. Die einzelnen Mundarten in den deutschen Sprachinseln im anderssprachigen Umfeld sind ein europäisches Kulturgut und müssen weiter ergründet werden, aber nicht als tote, sondern als lebende Sprachen. Das Sprachinselkomitee hat sich dieser Aufgabe gestellt, das 2021 sein zwanzigjähriges Bestehen begehen konnte und zu diesem Anlass das Jubiläumsbuch „Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen“ herausgegeben wurde. Allein die Titelseite mit dem hoffnungsvollen Edelweiß, Umschlaggestaltung Heike Arnold, animiert, sich mit den Sprachinseln erstmals zu befassen oder sein Wissen zu erweitern. Bereits das Vorwort weist auf eine interessante Lektüre hin. Das Buch ist gegliedert in einen deutsch- und einen italienischsprachigen Teil, die beide mit dem Märchen „Die Wichtelmänner“ der Brüder Grimm verbunden sind. Das Märchen ist in den einzelnen Sprachvarianten zu lesen, zusätzlich in den Hochsprachen Deutsch und Italienisch.
Das erste Drittel ist allgemein gehalten, erläutert unter „Die Mühsal des Aufstiegs“ was bereits für den Erhalt der verbliebenen Mundarten getan wurde, was getan wird und was noch getan werden muss und wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit für den Fortbestand dieses deutschen Sprach- und Kulturguts ist, denn im gesamten deutschen Sprachraum sind die deutschen Sprachinseln größtenteils unbekannt.
Auszug: „Für die einzelnen Gemeinschaften ist es gewiss anstrengend, unermüdlich für Erhalt und Fortbestand der Sprache einzutreten, selbst dann, wenn sie von der Sinnhaftigkeit und der Notwendigkeit eines solchen Bemühens überzeugt sind. Die Gemeinschaften werden leider immer noch von politischer und kultureller Interessenlosigkeit bedrängt. (…)
Überdies braucht es weiterhin den Beistand und die Fürsorge von Sprachwissenschaftlern und anderen Experten, damit die alten Sprachformen gebührende Erforschung und Aufwertung erfahren. Und die ‚Mühsal des Aufstiegs‘ wäre für die Minderheiten leichter zu bewältigen. So könnten sich die Sprachinselgemeinschaften noch weiter entfalten und schlussendlich noch kräftiger aufblühen.“
Unverzichtbar für die Öffentlichkeitsarbeit ist die Heimseite des Sprachinselkomitees, die auch in „Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen“ erwähnt wird. Die Heimseite ist aufschlussreich, übersichtlich und äußerst lesens- und sehenswert gestaltet. Deshalb ist es angebracht, Heike Arnold, wohnhaft in Bayern, Lob und Anerkennung für ihre arbeitsaufwendig und mit Herzblut gestaltete Internetseite auszusprechen. Mit Frau Arnold hat das Sprachinselkomitee eine kostbare Perle im Kranz der Öffentlichkeitsarbeit gewonnen.
In der Einleitung des Buches wird der Begriff Sprachinsel näher erläutert, und es wird auf die einzelnen Mundartgruppen eingegangen. Das gesamte Buch wird optisch ergänzt mit einer geographischen Karte, auf der mühelos die Lage der einzelnen Sprachinseln ersichtlich ist.
Soweit der große Überblick, bis sich anschließend jede einzelne der 17 historischen Sprachinseln mit Wort und Bild auf jeweils vier Seiten mit fast gleichen Abschnitten - Geschichte, Sprache, Umwelt und Bauweise, Besonderheiten - vorstellt. Die Übereinstimmung ermöglicht es, in kurzer Zeit Vergleiche zwischen den einzelnen Sprachinseln zu ziehen. Vorteilhaft ist, dass keine alphabetische, sondern eine geographische Reihung erfolgt, wobei mit Hilfe der Sprachinselkarte eine Wanderung von West nach Ost vorgenommen werden kann. Aufgeteilt sind die Sprachinseln in drei Gruppen. Die erste betrifft die der Walser, sieben davon in Italien und eine, Bosco Gurin/Ggurin, im bis auf diese Sprachinsel italienischsprachigen schweizerischen Kanton Tessin. Die zweite Gruppe bilden das Bersntol und die vier zimbrischen Gemeinschaften. In der dritten Gruppe werden die vier Sprachinseln in Friaul abgehandelt.
Wissenswert wäre es, wie hoch die Anzahl der aktiven Mundartsprecher ist und wie hoch der Anteil derjenigen, die die Mundart nur noch passiv beherrschen, sie nicht sprechen können und wie sich dies auf die Altersgruppen auswirkt. Und weiter wäre es wert zu wissen, wie hoch der prozentuale Anteil der Mundartsprecher in den einzelnen Gemeinden ist.
„Die Sprachinseln im Aufblühen“ ist nicht nur eine Ergänzung zu „Lebendige Sprachinseln“, den Abhandlungen des Sekretärs des Sprachinselkomitees Luis Thomas Prader, der Internetseite, zum Standardwerk „Deutsche Sprachinseln in Oberitalien“ von Bernhard Wurzer und weiteren Publikationen, sondern wird auch „Neueinsteigern“ empfohlen, denen bisher die deutschen Sprachinseln in Italien unbekannt waren.
Juli 2023
Hatto Schmidt über "Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen", erschienen in: "EJM - Europäisches Journal
für Minderheitenfragen" im Juli 2023 - italienische Übersetzung von Francesca Pedrocchi
Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien (Hrsg.): Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen. Sprachinselkomitee 2011–2021. Bozen: Athesia (2022) 142 S.
Auf den ersten Blick scheint der Titel der Publikation „Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen“ reichlich optimistisch, handelt es sich doch um zumeist verschwindend kleine Gemeinschaften von Sprechern von 17 deutschen Mundarten, deren Siedlungsgebiete sich auf der Alpensüdseite verstreut – von der slowenisch-italienischen Grenze im Osten bis zur französisch-italienischen Grenze im Westen – befinden, und die vorwiegend in äußerst abgelegenen Berggebieten leben sowie von wirtschaftlicher Not, Abwanderung und daraus folgend von Überalterung bedroht sind. Aber wer die Lektüre beginnt, wird bald feststellen, dass die Zuversicht nicht ganz unbegründet ist.
Deutlich wird dies am Zeitrahmen, welcher der Publikation zugrunde liegt. Das Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien besteht nun seit gut 20 Jahren, und seit seiner Gründung hat sich einiges getan, wie Luis Thomas Prader in seinem Beitrag „Die Mühsal des Aufstiegs“ darlegt. Prader war zusammen mit dem seinerzeitigen Lusérner Bürgermeister Luigi Nicolussi Castellan die treibende Kraft bei der Gründung und außerdem lange Jahre Sekretär des Komitees.
Initialzündung war 2001 eine Tagung in Neumarkt in Südtirol aus Anlass des Europäischen Jahres der Sprachen. Die dabei geknüpften Kontakte sollten verfestigt und institutionalisiert werden, um im Erfahrungsaustausch gemeinschaftliche Lösungen für Probleme zu finden, die den Sprachinseln in ihrer bergigen Abgeschiedenheit gemeinsam sind.
Prader beschreibt in seinem Beitrag dieses Zusammenfinden, das neue Selbstbewusstsein und das kulturelle Erwachen der Sprachinseln, die Bündelung der Kräfte, die normativen Grundlagen der Arbeit des im Mai 2002 gegründeten Sprachinselkomitees, beschreibt seine Tätigkeit und führt die Vielzahl an Publikationen auf, die Frucht seines Wirkens sind. Darunter ist in erster Linie die Publikation „Lebendige Sprachinseln“ (2004) zu nennen, in der sich die Sprachinseln selbst vorstellen; sie erschien in einer deutschen und einer italienischen Version. Eine wichtige Veröffentlichung war auch die zweisprachige Sprachinselkarte mit der Lage der Sprachinseln und den wichtigsten Informationen über sie (2012). Der
„Wortschatz aus den deutschen Sprachinseln in Italien“ (2014) führte am Thema Interessierte weiter in die Tiefe.
Das Sprachinselkomitee betreibt eine eigene Homepage (www.deutschesprachinseln.de) und kann auf eine vielfältige Informationstätigkeit verweisen.
„Die Gemeinschaften werden leider immer noch von manch politischer und kultureller Interesselosigkeit bedrängt“, schreibt Prader in seinem Beitrag und ersucht um Aufmunterung, Hilfe, den Beistand von Experten, aber natürlich auch um materielle Hilfe: „So könnten sich die Sprachinselgemeinschaften noch weiter entfalten und schlussendlich noch
kräftiger aufblühen.“
Wer da aufblühen soll, das wird in der Folge beschrieben. Eine Einleitung bietet die Übersicht über die historischen Gründe für die Entstehung der einzelnen Sprachinseln, über die Herkunft der Siedler und ihre Sprache. Grob gesprochen können die Sprachinseln in zwei Gruppen aufgeteilt werden: eine westliche, alemannischen Ursprungs und eine östliche,
bairischen Ursprungs. Es folgt eine kurze Darstellung der acht Walsergemeinschaften, der fünf Gemeinschaften
im Bersntol/Fersental und der Zimbern sowie der vier Sprachinseln in Friaul, jeweils mit der historischen Entwicklung, Einblicken in die Sprache, in die derzeitige Situation und in die Besonderheiten der jeweiligen Gemeinschaft, die Lust darauf machen, mehr über diese Gruppen zu erfahren. Damit dies leicht gelingt, sind die Kontakte der Gemeinschaften
angegeben.
Leicht verlieren kann man sich auf den darauffolgenden Seiten: Der Abdruck des Märchens „Die Wichtelmänner“ der Brüder Grimm in 18 Sprachen zeigt die Vielfalt der Mundarten, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf: in deutscher und italienischer Sprache wird der Inhalt aufgezeigt, und dann folgt das Märchen in 16 Idiomen der Sprachinseln. Es
ist eine wahre Freude, sich an der ungewohnten Lektüre zu versuchen und die verschiedenen Mundarten zu vergleichen.
Im Nachwort betont Koordinator Umberto Patuzzi, wie die Globalisierung das Erbe dieser Sprachinseln bedroht und wie die Gemeinschaften um das Überleben ihrer Sprache, Kultur und Traditionen kämpfen müssen.
Eine Bibliografie mit Hinweisen auf weiterführende Literatur für jede der 17 Gemeinschaften hilft bei der Suche nach mehr Information über die Sprachinseln. Die Publikation vereint die deutsche und die italienische Version: Wer das Buch umdreht, hat die jeweils andere Version vor sich.
Hatto Schmidt
Hatto Schmidt über "Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen", erschienen in: "EJM - Europäisches Journal
für Minderheitenfragen" im Juli 2023 - italienische Übersetzung von Francesca Pedrocchi
Comitato unitario delle isole linguistiche storiche germaniche in Italia (a cura di): Le isole linguistiche germaniche fioriscono. Comitato delle isole linguistiche 2001-2021. Bolzano: Athesia (2022) 142 pag.
A prima vista, il titolo della pubblicazione “Le isole linguistiche germaniche fioriscono” sembra assai ottimistico, visto che si tratta per lo più di comunità minuscole di parlanti di 17 dialetti tedeschi le cui colonie sono sparse sul versante meridionale delle Alpi – dal confine italo-sloveno a est fino al confine italo-francese a ovest – e che, trovandosi per la maggior parte in zone alpine isolate, sono minacciate da problemi economici, emigrazione e quindi invecchiamento della popolazione. Tuttavia, chi inizia a leggere si renderà conto ben presto che vi sono buoni motivi per essere fiduciosi.
Ne testimonia il periodo a cui si riferisce la pubblicazione. Il comitato unitario delle isole linguistiche storiche germaniche in Italia esiste ormai da ben 20 anni e dalla sua fondazione molto si è già mosso, come illustra Luis Thomas Prader nel suo contributo “La fatica di salire”. Assieme all’allora sindaco di Luserna, Luigi Nicolussi Castellan, Prader fu la forza trainante nella fase della fondazione e in seguito segretario del comitato per lunghi anni.
Tutto iniziò nel 2001 durante un convegno a Egna nel Sudtirolo organizzato in occasione dell’Anno europeo delle lingue. L’intenzione era di rinsaldare e istituzionalizzare i contatti stretti in quel contesto in modo da trovare insieme, attraverso la condivisione delle esperienze, soluzioni ai problemi comuni delle isole linguistiche nelle zone remote delle Alpi.
Nel suo contributo, Prader descrive questo incontro, la nuova consapevolezza di sé e la rinascita culturale delle isole linguistiche, l’unione delle forze, le basi normative del lavoro del comitato fondato nel maggio del 2002; descrive le sue attività ed elenca numerose pubblicazioni frutto del suo impegno. Tra queste in particolare quella sulle “Isole di cultura” (2004) dove le isole linguistiche si presentano; uscì in una versione tedesca e in una italiana. Una pubblicazione importante è anche la cartina delle isole linguistiche in due lingue che indica la posizione delle isole stesse e offre le informazioni più importanti relative ad esse (2012). Il “tesoro linguistico delle isole germaniche in Italia” (2014) conduce in profondità chi si interessa del tema.
Il comitato delle isole linguistiche gestisce anche una sua homepage (https://www.isolelinguistiche.it/it/home-kopie.html ) e offre un’ampia gamma di attività informative.
“Purtroppo, le comunità sono ancora afflitte da un retaggio di disinteresse politico e culturale”, scrive Prader nel suo contributo e chiede incoraggiamento, aiuto, il sostegno degli esperti e, ovviamente, anche un sostegno materiale: “In tal modo, le minoranze potrebbero continuare a svilupparsi e “fiorire” ancora più rigogliose.”
In seguito, si illustra chi esattamente rifiorisce: L’introduzione offre una panoramica dei motivi storici che condussero alla formazione delle singole isole linguistiche, della provenienza dei coloni e della loro lingua. A grandi linee, si possono suddividere le isole linguistiche in due gruppi: uno occidentale di origini alemanne, e uno orientale di origini bavaresi.
Segue una breve presentazione delle otto comunità walser, delle cinque comunità presenti nella valle dei Mocheni e dei Cimbri come anche delle quattro isole linguistiche presenti nel Friuli, ognuna con il suo sviluppo storico, uno spaccato della lingua, la situazione attuale e le specificità. Tutto ciò vuole stimolare la curiosità di scoprire ancora di più su questi gruppi. Per facilitare il tutto sono indicati i contatti delle singole comunità.
È facile, poi, perdersi nelle pagine seguenti: La riproduzione della fiaba “Gli gnomi” dei fratelli Grimm in 18 lingue mostra la varietà dei dialetti, le loro similitudini e le loro differenze: Il testo in italiano e in tedesco standard illustra il contenuto, a seguire la fiaba nei 16 idiomi delle isole linguistiche. È un vero piacere cimentarsi nell’inconsueta lettura e confrontare i vari dialetti.
Nella postfazione, il coordinatore Umberto Patuzzi mette in evidenza come la globalizzazione stia minacciando il patrimonio di queste isole linguistiche e come le comunità debbano combattere per la sopravvivenza della loro lingua, cultura e patrimonio di tradizioni.
La bibliografia con accenni a opere di approfondimento per ognuna delle 17 comunità sostiene la ricerca di ulteriori informazioni sulle isole linguistiche.
L’opera è pubblicata in due lingue: Voltando il libro ci si trova davanti all’altra versione.
Juni 2023
„Sprachinselkomitee 2001-2021: Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen“
Rezension von Christian Ferstl, 1. Vorsitzender der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft
Anlässlich des „Europäischen Jahres der Sprachen“ trafen sich 2001 in Neumarkt im Südtiroler Unterland Vertreter mehrerer deutscher Sprachinseln, die allesamt in Oberitalien angesiedelt sind. Bei dieser Zusammenkunft wurde der Grundstein gelegt zur Gründung des „Einheitskomitees der historischen deutschen Sprachinseln in Italien“.
Nach gut zwanzig Jahren hielt es das Komitee für angebracht, Rückschau zu halten auf die eigene Tätigkeit. So hat es einen Jubiläumsband herausgegeben und die zwei Jahrzehnte mit „Aufblühen“ charakterisiert.
Im Vorwort von Anna Maria Trenti Kaufman ist nachzulesen, dass das Sprachinselkomitee mit der Zielsetzung gegründet worden sei, „die kleinen Sprachinseln Italiens miteinander in Kontakt zu bringen, um damit einen Erfahrungsaustauch einzuleiten und, durch die Einheit gestärkt, gemeinschaftliche Lösungen für die Schwierigkeiten zu suchen und geltend zu machen, die zwar alle Bergregionen plagen, für die besondere Realität der kleinen Sprachinseln aber umso schwerwiegender sind“ (S. 5). Der Rezensent, der bei dem historischen Treffen in Neumarkt selbst anwesend war, erinnert sich noch gut an seine anfängliche Enttäuschung, miterleben zu müssen, wie schwer es zunächst war, tatsächlich eine Kommunikation zwischen den Vertretern der einzelnen Sprachinseln herzustellen. Die Anwesenden versuchten es zu Beginn mit der deutschen Sprache, mussten aber bereits nach etwa einer halben Stunde feststellen, dass sie mit Italienisch besser vorankamen. War etwa das Deutsche in den Sprachinseln bereits damals schon zu sehr „verblüht“?
Keineswegs, es war lediglich nicht als Metasprache geeignet, weil die Teilnehmer, d. h. „die Walser, die Zimbern, Menschen aus Karnien und aus dem Kanaltal sowie aus dem nahen Fersental“ (S. 16), nicht über ausreichende Kenntnisse des Standarddeutschen verfügten. Und so konnte schließlich tags darauf Gianni Molinari von den Zimbern aus den Dreizehn Gemeinden das Tagungsergebnis mit seinem mittlerweile legendären Ausspruch folgendermaßen zusammenfassen: „An die Arbeit für einen Neustart! Tzimbar lentak! [= Das Zimbrische lebt!]“ (S. 16). Allein diese Episode zeigt, dass die Herausgeber die Bezeichnung „Aufblühen“ im Titel völlig zu Recht gewählt haben.
In einem einführenden Kapitel beschreibt Luis Thomas Prader, der langjährige Sekretär des Einheitskomitees, die „Mühsal des Aufstiegs“. Zu Beginn werden hier Ereignisse, „die dem Sprachinseldasein neuen Schwung vermittelten“ (S. 11), in einen Bezugsrahmen gestellt, der immer enger und persönlicher wird – angefangen von „weltweit“ über „europaweit“ bis hin zu „in Italien“ und schließlich „vor Ort“. Darin eingebettet ist gewissermaßen eine Chronik der Geschichte des Einheitskomitees und seiner Gemeinschaften. Auf die beachtliche Anzahl von Publikationen wird ebenso hingewiesen, die von Schriften für Kinder über Berichte aus den Sprachinseln und Informationsmaterial bis hin zu Werken mit wissenschaftlichem Anspruch reicht. Auch ein Überblick über die Öffentlichkeitsarbeit des Einheitskomitees darf hier nicht fehlen. In einem kurzen Ausblick betont Prader abschließend die Notwendigkeit, den Sprachinseln weiterhin auch von außen beizustehen.
Die eigentliche Einleitung von Inge Geyer, Marco Angster und Marcella Benedetti beginnt mit einer Definition des Sprachinselbegriffs und geht dann auf die Entstehung mittelalterlicher deutscher Sprachinseln in Italien ein. Den Schluss dieses Kapitels bildet ein Blick auf die gegenwärtigen Situationen in diesen Sprachinseln, die vor allem durch Entwicklungen des 20. Jahrhunderts geprägt sind. Die Autoren belassen es hierbei nicht nur bei einer Beschreibung der Ist-Zustände, sondern richten ihren Blick nach vorne: Ihnen zufolge ist der kulturelle Reichtum einer Gemeinschaft „prägend für ihre Identität und versetzt sie in die Lage, ihre Zukunft zu planen und sich den neuen Herausforderungen einer globalisierten Welt zu stellen, die insbesondere nach der Pandemie neue, zukunftsweisende Lösungen finden muss“ (S. 34).
Im Hauptteil werden nun die Sprachinseln, die im Lauf der Zeit Aufnahme ins Einheitskomitee gefunden haben, systematisch vorgestellt. Den Anfang machen acht Walsergemeinschaften, darauf folgen das Fersental und vier zimbrische Gebiete, den Abschluss bilden vier Sprachinseln in Friaul. Die Beschreibungen dieser Sprachgemeinschaften sind grundsätzlich nach demselben Schema aufgebaut: Zunächst wird in der Regel auf die Geschichte der jeweiligen Sprachinsel eingegangen, dann wird deren Sprache selbst untersucht, weitere häufig wiederkehrende Abschnitte sind Bauweise – also ein über das rein Sprachliche weit hinausreichender Aspekt – und Besonderheiten. Am Schluss werden jeweils Kontaktadressen angegeben. Somit werden dem Leser einheitliche Vergleichskriterien zur Verfügung gestellt, was gleichermaßen informativ wie nützlich ist und eine schnelle Orientierung ermöglicht.
Einen noch intensiveren und zugleich originellen Vergleich freilich bietet das Schlusskapitel: Hier wird das Grimm-Märchen „Die Wichtelmänner“ neben einer deutschen und italienischen Fassung in der jeweiligen Façon der Sprachinseln wiedergegeben: Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Wortschatz, Ausdruck und Grammatik werden hier auf engstem Raum sichtbar und gewähren so einen ersten Einblick in die durch die Sprache zutage tretende Mentalität der jeweiligen Gemeinschaft. Noch wichtiger dürfte jedoch die Botschaft sein, die durch dieses Kapitel ausgesendet wird: Alle im Buch vorgestellten Sprachinseln sind noch lebendig! Und genau dies war – und damit schließt sich der Kreis – schließlich der entscheidende qualitative Impuls für die Gründung des Einheitskomitees.
Wenn man aufmerksam in das Buch hineinliest, merkt man, dass die Zahl der Sprachinseln, die Mitglied im Einheitskomitee sind, seit der Gründung deutlich zugenommen hat. Auch quantitativ hat also das Einheitskomitee zugelegt, und noch immer muss das Ende dieser erfreulichen Entwicklung nicht erreicht sein, wie etwa die dem Rezensenten bekannten derzeitigen Beitrittsbestrebungen der Zimbern in den Laimbachtälern zeigen.
Dem oben erwähnten Zitat von Gianni Molinari ging im Übrigen ein Satz voraus, der hier nicht verschwiegen werden soll: „Wenn wir schon sterben müssen, dann lieber später als früher“ (S. 16). Nicht zuletzt mit vorliegendem Jubiläumsband hat das Einheitskomitee dieses „Später“ zunehmend realistisch werden lassen. Vielmehr gilt ja sogar: Wer von „später“ spricht, spricht von der Zukunft. Den Weg der Sprachinseln in diese weist diese wertvolle und lesenswerte Publikation allemal.
Tirschenreuth, im Juni 2023
Februar 2023
Deutscher Text von La Usc
20 Jahre Information und Einheit
Die deutschen Sprachinseln in den Alpen haben sich im gemeinsamen Komitee der historischen deutschen Sprachinseln Italiens zusammengeschlossen, 2001 von Luis Thomas Prader und Luigi Nicolussi Castellan gegründet.
- Bildbeschriftung:
Dem Buch entnommene Karte, welche die deutschen Sprachinseln in den Alpen auf italienischem Hochheitsgebiet aufzeigt.
- Bildbeschriftung:
Die beiden Umschläge, vorne und hinten, des Buches, welches anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Arbeit des Komitees der historischen deutschen Sprachinseln in Italien erschienen ist.
Anlässlich des genannten Jubiläums ist eine Publikation erschienen, zur Hälfte auf Deutsch und-umgekehrt-die andere auf Italienisch, welche die Zusammensetzung, die Ziele und die Arbeit des gemeinsamen Komitees, sowie auch die Position, die Geschichte und die jetzige Situation der deutschen Sprachinseln einzeln darstellt: von den Gruppen der Walser des Aosta-Tales bis zu den deutschsprachigen Familien des Kanaltales im Friaul. Mit dabei sind natürlich auch die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols sowie die Sprachgemeinschaften der Fersentaler und Zimbern, die uns am nächsten sind.
Zurzeit ist Anna Maria Trenti Kaufmann die Vorsitzende des Komitees: die Ende vorigen Jahres erschienene Publikation trägt auch ihre Unterschrift.
Kaufmann: „Obwohl die Idiome und deren Varianten zur selben sprachlichen Familie gehören, haben die verschiedene Herkunft der Bewohner der Sprachinseln, die geografische Lage, die Kontakte zu den anderen angrenzenden Sprachen, andererseits auch die Abgeschiedenheit von der eigenen Umwelt, ihre Entwicklung beeinflusst und die Eigenart der Sprache gefördert.“
Um diesen Tatbestand besser zu veranschaulichen, haben die Autoren in der Anlage zum Buch das Märchen der Gebrüder Grimm „Die Wichtelmänner“ in sechzehn verschiedenen germanischen Varianten neben dem im Standard-Deutsch verfassten Original, samt italienischer Übersetzung, wiedergegeben, die alle dem gemeinsamen Komitee angehören.
Die deutschen Sprachinseln der Alpen auf italienischem Staatsgebiet sind oft Thema von Studien auf internationalem Niveau und gehören, reich und vielfältig wie sie sind, zum europäischen sprachlichen Kulturerbe.
Die sprachlichen und regionalen Minderheiten haben in den letzten 20 - 30 Jahren viel an Gewicht dazugewonnen, sei es in Europa als auch im FUEN (Verband der Europäischen Nationalitäten), auch dank jener Vereinigungen, die den Kontakt zwischen ihnen suchen und fördern, um sie auch über ihre Grenzen hinaus bekannt zu machen.
Letzten Endes kann man nur wertschätzen und schützen was man sieht, hört und fühlt- das gilt auch für die kleinen Sprachen, die es geschafft haben, bis ins digitalisierte und globalisierte Zeitalter zu überleben.
Italienischer Text von La Usc
Un ventennio di informazione e unione
Le isole linguistiche germaniche nelle Alpi si sono riunite nel Comitato Unitario delle isole linguistiche germaniche storiche in Italia, fondato nel 2001 da Luis Thomas Prader e Luigi Nicolussi Castellan.
- didascalia
Cartina contenuta nel libro che evidenzia le isole linguistiche germaniche dell'Arco Alpino site sul terriorio nazionale italiano.
- didascalia
Le due copertine del libro, sul fronte e sul retro, che è stato pubblicato in occasione del ventennio dalla fondazione del Comitato Unitario delle minoranze linguistiche germaniche storiche.
In occasione della sopraddetta ricorrenza è stato pubblicato un libro, per metà in lingua tedesca e per l'altra – all'inverso - in italiano che elenca, una per una, la composizione, le finalità e le attività del nominato Comitato Unitario, nonché la posizione, l'evoluzione storica e la situazione attuale delle isole linguistche germaniche: dal gruppo dei Walser della Valle d'Aosta alle popolazioni germaniche della Val Canale nel Friuli. Sono comprese naturalmente anche le popolazioni di lingua tedesca dell' Alto Adige nonché le comunità linguistiche della Valfersina e i Cimbri che sono molto vicini a noi.
Attualmente Anna Maria Trenti Kaufmann è la presidente di detto Comitato Unitario: infatti la pubblicazione uscita alla fine dell'anno passato porta la sua firma.
Kaufmann: „Sebbene gli idiomi e le loro varianti appartengano alla stessa famiglia linguistica, l'estrazione diversa degli abitanti di queste isole, la situazione geografica, i contatti con le lingue limitrofe, nonché anche l'isolamento rispetto al proprio ambiente circostante, hanno influenzato lo sviluppo e la particolaritá della loro lingua.“
Per evidenziare meglio questo stato di fatto, gli autori hanno riportato, in calce alla pubblicazione, la versione della fiaba dei fratelli Grimm „Die Wichtelmänner“ (gli gnomi), accanto al testo originale in lingua tedesca standard e alla traduzione in italiano, la versione in 16 varianti germaniche diverse, tutte facenti parte del Comitato Unitario.
Le isole linguistiche germaniche nella Alpi, site sul territorio nazionale italiano, vengono spesso scelte come tema di studi a livello internazionale, e fanno parte, per la loro ricchezza e varietà, del patrimonio linguistico europeo.
Le minoranze linguistiche regionali hanno acquistato negli ultimi 20 – 30 anni di importanza, sia in Europa che anche nella FUEN (Federazione delle Nazionalità Europee) anche grazie a quelle organizzazioni, che cercano e promuovono i contatti tra queste per farle conoscere anche oltre gli stretti confini del loro territorio.
Infatti, noi possiamo valorizzare e tutelare solo ciò che vediamo, udiamo e sentiamo – ciò vale anche per le piccole lingue che hanno saputo sopravvivere sino all'era digitale e della globalizzazione.